jobs.mainpost.de
Search
jobs.mainpost.de
Haupt-Navigation
Patientengespräch(c) Getty Images

03.07.2024 JP

Karbacher Wissenschaftler schlägt neues Belohnungssystem für Azubis vor

Schon mal dabei erwischt worden, beim Schauen der Lieblingsserie auf dem TV zeitgleich auf dem Smartphone Nachrichten zu beantworten zu lesen? Das dürfte vor allem jüngeren Leuten regelmäßig passieren. Um dieses Multitasking zu leisten, hat der Mensch neue Kompetenzen erlernt. Als „Homo stimulus“ oder auch „Reizmensch“ wird er deshalb von Wissenschaftlern wie Andreas Herteux aus Karbach (Landkreis Main-Spessart) gerne bezeichnet.

Diese permanente Reaktion auf Reize stellen die meisten von uns im Alltag fest. Hier kommt eine E-Mail rein, während die Werbung aus dem Radio tönt. Zack, jemand hat ein neues Video auf TikTok geladen. Nach dem Zehn-Sekunden-Clip klingelt der Whatsapp-Anruf, während man gerade noch in einem Online-Meeting auf Zoom festhängt. 

Verhaltenskapitalismus: Vieles wird als Belohnung wahrgenommen

Was nach großem Stress klingt, kann zeitgleich Belohnung sein. „Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Wenn ich auf Google etwas suche, erhalte ich direkt ein Ergebnis. Das nehmen wir als Belohnung wahr“, sagt Herteux. Und genau diese ständige Belohnung, die wir in vielen kleinen verhaltenskapitalistischen Handlungen erleben, können sich Arbeitgeber:innen zunutze machen. In seinem neuen Buch stellt der Wirtschaftswissenschaftler aus dem Spessart eine Lösung für den Pflegebereich vor: das Pflegeausbildungsbelohnungssystems (PABS). Dafür wertete er nicht nur vorhandene Studien aus, sondern führte auch Umfragen unter Pflegeauszubildenden durch.

Er identifizierte ein Problem bei Nachwuchskräften: Das Image von Pflegeberufen ist tendenziell eher schlecht. Junge Menschen sind es aus ihren immer individuelleren sozialen Umfeldern aber gewohnt, der „König der eigenen Welt“ zu sein. Dadurch entsteht zwischen Privatleben und Job eine Dissonanz. Und diese führt zu hohen Abbrecherquoten. In der Pflege beendet fast jede:r Dritte seine Ausbildung ohne Abschluss.

Während Themen wie Gehalt und soziales Image ihre eigenen Stellschrauben bedeuten, möchte Andreas Herteux mit seiner Idee des Pflegeausbildungsbelohnungssystems Auszubildende unmittelbarer belohnen und dadurch motivieren. Er empfiehlt, direkte Belohnungsmechanismen einführen. Und zwar in einem Umfeld, das die Generation Y – also aktuelle Azubis – versteht.

Konkretes Belohnungssystem: Azubis mit Punkten in einer App belohnen, um Sachwerte freizuschalten

Als konkretes Beispiel für ein Belohnungssystem steht eine App, die Auszubildenden für ihre tägliche Arbeit belohnt. „Wir brauchen ähnliche Interfaces wie bei Sozialen Medien, denn die sind in den Gedanken der Jungen schon verankert“, bestätigt Herteux durch seine Untersuchungen. Das Belohnungssystem für Azubis könnte ähnlich einem Handyspiel aufgebaut sein. Negativbewertungen gibt es dort nicht. Schon die Anwesenheit an einem Arbeitstag könne Punkte bringen. Wer viel leistet, ob theoretisch oder praktisch, erhält mehr Punkte. Diese Punkte können irgendwann in Geld oder andere Sachleistungen umgemünzt werden. So könnte für Azubis beispielsweise finanzielle Hilfe beim Führerschein oder ein Urlaub in Aussicht gestellt werden. Wichtig: „Es darf eigentlich keine Ausbildungswoche vergehen, in der es keine Belohnung gibt“, fordert Herteux. 

Denn die ständigen Reize auf allen anderen Ebenen, insbesondere den Sozialen Medien, finden ebenfalls permanent statt. Klingt, als würde man Pflegeazubis künftig nur noch belohnen müssen und in den Himmel loben. Das verneint der Autor aus Unterfranken aber. Kritik bei unzureichenden Leistungen schließe seine Idee nicht aus, die dürfe und müsse weiterhin erfolgen. Allerdings nicht im Rahmen des Belohnungssystems, das letztendlich immer mit positiven Reizen verbunden ist.

Die grundsätzlichen und strukturellen Probleme, insbesondere in der Pflege, ersetze das Belohnungssystem für Auszubildende natürlich nicht. Viel mehr könne es ein erster „kleiner Lichtblick im beruflichen Dauerfrust“ sein, den viele Azubis während ihrer Lehrjahre erleben. 

Auch wir wollen Sie als Gesundheitsdienstleister:in belohnen!

Teilen per:

Facebook
LinkedIn
E-Mail
Twitter
WhatsApp
Xing

Passende Blog-Artikel

Meeting im Klinikalltag

Alleinstellungsmerkmal aufbauen: Fünf Tipps für fränkische Kliniken

Um geeignetes Fachpersonal für die eigene Klinik zu finden, muss kräftig die Werbetrommel gerührt werden. Denn die Konkurrenz schläft nicht. Wie schafft man es, die eigenen Besonderheiten herauszuarbeiten? Wir geben fünf Tipps.
Mitarbeitersuche im Gesundheitswesen
Besprechung in einer Klinik

Employer Branding: Mit diesen Tipps stärken fränkische Kliniken ihre Arbeitgebermarke

Wie digitales Employer Branding zu Kliniken oder Arztpraxen in Franken passen kann, zeigen wir hin. Auf zu neuen Mitarbeiter:innen für ihren Bereich!
Mitarbeitersuche im Gesundheitswesen
Pflegerinnen in der Klinik

Work-Life-Balance im Gesundheitswesen: Was Sie Arbeitnehmer:innen ermöglichen sollten

Die Pflege von Menschen kennt keine Pausen. Das spricht an sich gegen die Möglichkeit, eine gesunde Mischung für Beruf- und Privatleben zu gewährleisten. Doch es gibt einen Schlüssel.
Mitarbeitersuche im Gesundheitswesen