27.03.2019
Arbeitswelt der Zukunft: Vier Trends und ihre Auswirkungen auf Unterfranken
Foto: Thilo Keller
Über 5.100 Personaler aus 35 Ländern haben sich an einer neuen Studie beteiligt, heraus kamen vier markige Trends, die unsere Arbeit in Zukunft derzeit verändern. Die Erhebung des „Global Talent Trends Report“ der Business-Plattform LinkedIn zeigt, wie sehr sich Unternehmen in nächster Zeit drehen werden müssen.
Die vier Trends in der Übersicht:
- Flexibles Arbeiten ist gesetzter Standard
- Volle Transparenz bei Gehältern
- Soft Skills stehen mehr denn je im Fokus
- Mehr Schutz vor Belästigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz
Was heißt das in der Praxis? Generell erwarten Mitarbeiter eines zukunftsfähigen Unternehmens flexible Arbeitsmodelle. Das bedeutet Homeoffice, familienfreundliche Arbeitszeiten und die Möglichkeit der Gleitzeit. Vor allem in Nordeuropa haben diese Modelle einen hohen Stellenwert.
Weniger Wert legen deutsche Personaler auf transparente Gehälter. Rund 27 Prozent der Unternehmen in aller Welt informieren ihre Mitarbeiter über Gehaltsspannen. Wichtig ist dieser Punkt Menschen in Amerika, in Frankreich und in England.
"Soft Skills" gewinnen an Bedeutung
Das neue große Ding ist unter dem Punkt „Soft Skills“ aufgeführt. 92 Prozent aller Personaler sind der Meinung, dass „Soft Skills“ wie Teamarbeit, Überzeugungskraft, Zeitmanagement und Kreatitivität sogar wichtiger sind als klassische Expertenfähigkeiten.
Außerdem haben Hashtags wie #metoo gezeigt, dass Belästigung und Diskriminierung nicht im Alltag, sondern auch am Arbeitsplatz ein großes Problem sind – und möglicherweise immer waren. Das globale Bewusstsein dafür nimmt zu. 80 Prozent der Personaler geben an, dass ihr Unternehmen zuletzt Präventionsmaßnahmen ergriffen habe. In Deutschland halten 47 Prozent der Personaler das Thema für wichtigen Trend.
Wie weit ist Unterfranken?
Generell kann die Bedeutung der einzelnen Punkte nicht 1:1 auf die Region übertragen werden, behauptet Radu Ferendino, Pressesprecher der Industrie- und Handelskammer (IHK) Würzburg-Schweinfurt und zitiert dabei aus einem Artikel der Welt: „Anders als etwa im angelsächsischen Raum ist ein lockerer Smalltalk über das eigene Vermögen und das aktuelle Gehalt hierzulande geradezu verpönt". Dennoch sieht er bei den einzelnen Punkten „trotz vieler guter Beispiel aber noch Luft nach oben“. Denn je größer die Not an Fachkräften sei, desto aktiver müssen Unternehmen den Fokus auf die Personalarbeit setzen.
Eines der guten Beispiele sitzt in Kreuzwertheim. Bei Kurtz Ersa werden viele Aspekte der LinkedIn-Studie bereits gelebt. „Transparente Gehälter erreichen wir durch oder Firmentarifverträge in fast allen unseren Firmen. Grundsätzlich gilt: gleiches Geld für gleiche Arbeit – auch firmenübergreifend.“, weiß Verena Bartschat, Personalerin bei Kurtz Ersa. Außerdem werden neue Mitarbeiter „im Rahmen einer zweitägigen Onboardingschulung in unser Unternehmen eingeführt, besuchen die inländischen Standorte und lernen dabei bereits die Produkte und Produktionen kennen. Dabei wird der Fokus auf unsere Strategien, Werte, die Personalarbeit, wichtige Ansprechpartner und Alltagsthemen gelegt.“
Attraktive Arbeitsbedingungen müssen zum Standard werden
„Der erste Eindruck zählt! Deshalb gehört eine gut gestaltete Karriereseite auf der Webseite des Unternehmens zur Grundausstattung. Wichtig ist, dass hierbei die Vorzüge des potenziellen Arbeitgebers klar formuliert sind.“, bestätigt Isabel Schauz, Referentin Fachkräftesicherung der IHK Würzburg-Schweinfurt. Und weiter: „Wollen Arbeitgeber auf sich aufmerksam machen, müssen attraktive Arbeitsbedingungen Standard werden. Nur wenn Arbeitgebern klar ist, dass wirtschaftlicher Wachstum, Kontinuität und Stabilität am Markt unmittelbar mit der Motivation der Mitarbeiter zusammenhängt, können sie in der zukünftigen Arbeitswelt bestehen.“
Auf was stehen unterfränkische Mitarbeiter derzeit?
Fachkräfte kommen also nicht einfach nur so vorbei und sagen für einen Job zu. Da kann auch die Bezahlung nicht alles regeln. Denn es ist nicht mehr nur das Gehalt, das unter die Lupe kommt, sondern auch „weiche Faktoren“ – so bezeichnet es Ferendino. Das sind neben den Möglichkeiten der flexiblen Arbeitszeiten auch „Unterstützung bei der Kinderbetreuung oder der Pflege von Angehörigen oder betrieblichem Gesundheitsmanagement, Zuschüsse zu Essen, Gesundheitskursen, Freizeitaktivitäten. Aber auch flache Hierarchien, agile Arbeitsmethoden, Erfolgsbeteiligungen, Feedback-Kultur und passgenaue Weiterbildungen“. Das stellt auch Verena Bartschat, Personalerin bei Kurtz Ersa in Kreutzwertheim fest: „Es scheint sogar, dass flexible Arbeitszeiten ein wichtigeres Kriterium als die Vergütung darstellen. Um diesem Trend zu begegnen, bieten wir neben flexiblen Teilzeitmodellen und Home Office-Lösungen auch Gleitzeit und rollierende Schichtmodelle an.“
Vier Trends, die auf einen „dynamischen Prozess“ hinweisen
Für Unternehmen reicht es in Zukunft also nicht, mit dem großen Geld zu winken. Sie müssen sich an einen Arbeitnehmer-Arbeitsmarkt gewöhnen. Dass allerdings alle vier globalen Trends in Unterfranken ein Standard werden, davon ist Isabel Schauz nicht überzeugt. „Die Gestaltung der Arbeitswelt von morgen ist mehr denn je ein dynamischer Prozess, Parameter ändern sich laufend. Dauerhafter sind Mentalitäten und diese sind nicht nur von Kontinent zu Kontinent unterschiedlich, sondern von Land zu Land.“ Und Radu Ferendino ergänzt: „Mit unseren deutschen Tugenden, die unter dem Label „Made in Germany“ zusammengefasst sind, sind wir weltweit schon heute anerkannt.“
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