
17.03.2025 ● JP
Wie Unternehmen die Herausforderungen von Remote-Arbeit meistern können
Spätestens durch die Corona-Pandemie hat sich die Remote-Arbeit (kommt von "ferngesteuerter Arbeit") etabliert. Arbeiten von überall – sei es von zu Hause, im Lieblingscafé oder im Zug – klingt für viele Arbeitende sehr attraktiv und wird zunehmend gewünscht. Doch birgt es auch Herausforderungen, sowohl für Unternehmen als auch für Angestellte. Dieser Artikel fasst zusammen, wie Unternehmen und Mitarbeitende ganz generell diese Herausforderungen der Jobs gemeinsam meistern können und wie zwei Unternehmen aus Würzburg und Schweinfurt die Situation bewerten.
Was bedeutet eigentlich Remote-Arbeit?
Remote-Arbeit ermöglicht es Angestellten, ihre Aufgaben an anderen Orten als dem vom Unternehmen bereitgestellten Arbeitsplatz zu erledigen. Sie ist ein Synonym für „Fernarbeit“ und unterscheidet sich vom Homeoffice dadurch, dass der Arbeitsplatz nicht zwingend zu Hause sein muss. Üblicherweise arbeiten Angestellte zudem zeitunabhängig, was bedeutet, dass sie oft nicht zu festen Zeiten arbeiten müssen. Remote-Arbeit bietet Arbeitnehmern also häufig die Freiheit, ihre Aufgaben zeitlich und örtlich flexibel zu erledigen. Auf jobs.mainpost.de gibt es für Unternehmen heute eine Möglichkeit, Jobs mit anteiligem oder kompletten Arbeiten Zuhause gesondert in einer eigenen Rubrik auszuweisen.
Flyeralarm ist ein regionales Beispiel für Arbeiten von Zuhause aus. Eine der größten deutschen Onlinedruckereien mit Hauptsitz in Würzburg, wirbt mit Remote-Arbeit: „Sollten Sie mehr als 50 km vom Firmenstandort in Würzburg, Berlin oder Kronach entfernt wohnen – kein Problem – dann können Sie gerne zu einem hohen Anteil remote arbeiten!“, heißt es in der Stellenbeschreibung. Auch Workation sei hier möglich, um neue Mitarbeitende zu gewinnen.
Vorteile von Remote-Arbeit
Der vermutlich größte Vorteil der Remote-Arbeit für Arbeitnehmer ist die Flexibilität. Arbeitszeiten können an persönliche Bedürfnisse angepasst werden, was zu einer besseren Work-Life-Balance führt. Dies erleichtert es, Arbeitszeiten an die Bedürfnisse von Kindern anzupassen und so Familie und Beruf zu vereinbaren. Ein weiterer Vorteil ist die Zeiteinsparung durch den Wegfall des Arbeitswegs. Viele Studien zeigen zudem, dass Remote-Arbeit die Produktivität steigert, da Ablenkungen durch das Büroumfeld wegfallen.
Für Unternehmen besteht ein Vorteil in der Einsparung von Kosten für Büroflächen. Da die Zahl der benötigten Büroplätze sinkt, reduzieren sich die Kosten für Büroflächen und Ausstattung. Zudem verringern sich Krankheits- und Fehltage, da viele Mitarbeitende trotz leichten Unwohlseins an wichtigen Terminen teilnehmen, wenn dies von zu Hause aus möglich ist. Remote-Arbeit bietet Unternehmen auch die Möglichkeit, globale Talente zu rekrutieren, was den Zugang zu spezialisierten Fähigkeiten und Fachwissen erleichtert.
Besonders mit dem Aspekt der Work-Life-Balance wirbt auch die Sparkasse Mainfranken Würzburg, um neue Mitarbeitende anzuziehen. Mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, variablen Teilzeitstellen, Jobsharing sowie mobilem Arbeiten soll der Beruf gut mit einem harmonischen Familien- und Freizeitleben vereinbar sein.
Herausforderungen im Homeoffice
Neben den Vorteilen bringt Remote-Arbeit auch einige Herausforderungen mit sich. Die Arbeit erfordert von den Angestellten viel Selbstdisziplin und Struktur. Bei der Arbeit an diversen Orten ist es nicht immer leicht, Ablenkungen zu vermeiden. Egal ob Kinder, Partner, Haustiere oder Hausarbeiten – das Potenzial für Ablenkungen ist groß. Auch feste Pausenzeiten und Arbeitszeiten sind nicht durch die Umgebung festgelegt. Schafft man es nicht, sich selbst eine Struktur zu schaffen, kann dies zu Überarbeitung oder mangelnder Produktivität führen. Es ist essenziell, feste Arbeitszeiten und Routinen einzuführen. Eine der größten Herausforderungen ist das Risiko von Isolation und Einsamkeit. Ohne die Interaktion mit anderen Angestellten im Büro können Mitarbeitende sich einsam fühlen, was sich negativ auf die mentale Gesundheit auswirken kann. Das Fehlen persönlicher Interaktion kann auch den Zusammenhalt des Teams schwächen. Es ist daher wichtig, Wert auf eine gute und funktionierende Kommunikation zu legen.
Wie können Unternehmen die Mitarbeitenden unterstützen?
Für Unternehmen besteht bei der Remote-Arbeit die Gefahr, dass Mitarbeitende durch mangelnde Struktur weniger produktiv sind. Um dem vorzubeugen, können Arbeitgeber gezielte Unterstützung bieten. Hier sind einige Beispiele:
- Strukturierter Tagesablauf: Ein klarer, festgelegter Tagesablauf erleichtert es, Arbeit und Freizeit zu trennen. Ein klarer Feierabend gehört ebenfalls dazu, um Überarbeitung zu vermeiden und die Work-Life-Balance zu bewahren.
- Feste Pausenzeiten: Regelmäßige Pausen sind wichtig für die Produktivität. Unternehmen könnten Erinnerungen an Pausen senden, um Arbeitnehmer dabei zu unterstützen.
- To-do-Listen: Eine klare Aufgabenliste mit Prioritäten hilft, den Überblick über anfallende Aufgaben zu behalten und produktiv zu arbeiten.
- Technologie nutzen: Technische Mittel können die Kommunikation und Zusammenarbeit erleichtern. Regelmäßige Video-Meetings und Check-ins fördern das Teamgefühl und verbessern die Kommunikation.
- Richtige Kleidung: Studien zeigen, dass Angestellte konzentrierter arbeiten, wenn sie auch zu Hause ein „ordentliches“ Outfit tragen. Wer sich morgens vorbereitet, als würde er ins Büro gehen, arbeitet konzentrierter.
Wie findet man als Unternehmen passende Mitarbeiter für Remote-Stellen?
Wenn ein Unternehmen eine Stellenanzeige für eine Remote-Stelle aufgibt, sollte es darauf achten, alle Anforderungen klar zu benennen. In welchem Radius gearbeitet werden darf, ob es feste Arbeitszeiten gibt, wie das Team aufgestellt ist und wo die Teammitglieder sind – all das sollte klar kommuniziert werden. Besonders wichtig ist auch das Thema Einarbeitung: Wie wird diese über die Ferne funktionieren und wie garantiert das Unternehmen eine effiziente und unkomplizierte Einarbeitung? Ein klarer Plan ist hier von Vorteil. Zudem ist die Sprache wichtig: Sollen nur Personen aus dem eigenen Land angeworben werden, oder wird international nach geeigneten Mitarbeitenden gesucht? Je nachdem sollte die Anzeige auch auf Englisch verfügbar sein. Auch Remote-Benefits wie eine Pauschale für die Ausstattung eines eigenen Büros oder monatliche Zuschüsse für Coworking sollten betont werden.
Praxisbeispiele: So organisieren sich die AWO Unterfranken und die VR-Bank Main-Rhön
Remotes Arbeiten ist längst fester Bestandteil moderner Unternehmen – darin sind sich sowohl Dominik Roth, Personalleiter der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Unterfranken in Würzburg, als auch Nicole Förster, Bereichsleiterin Personal bei der VR-Bank Main-Rhön in Schweinfurt, einig. Roth von der AWO betont jedoch: „Reine Remote-Arbeit ist in unserem Unternehmen eine Ausnahme.“ Vielmehr werde mobiles Arbeiten situativ angeboten und sei „nicht mehr wegzudenken.“ Seine Organisation ermöglicht den Mitarbeitenden in der Hauptverwaltung bis zu zwei Tage pro Woche im Home-Office. Dies komme besonders Pendlerinnen und Pendlern zugute und spare „Zeit und Kosten.“ Roth warnt zugleich, dass reine Remote-Arbeit für Aufgaben, die Teamabsprachen erfordern, „persönlich als ungeeignet“ empfunden werde.
Förster unterstreicht hingegen im Bankenwesen noch stärker die Vorteile des ortsunabhängigen Arbeitens: „Wir möchten unseren Mitarbeitenden mit ortsungebunden Tätigkeiten ermöglichen, flexibel zu arbeiten“, erklärt sie. Das steigere die Arbeitgeberattraktivität und mache das Unternehmen „für überregionale Talente interessant.“ Für sie ist entscheidend, dass ein Unternehmen die nötigen digitalen Tools bereitstellt, um hybride Zusammenarbeit reibungslos zu gestalten. „Wir haben beispielsweise gemeinsam Leitlinien für die hybride Zusammenarbeit aufgestellt“, sagt Förster. Wichtig sei zudem, kein Gefühl der Benachteiligung bei Tätigkeiten entstehen zu lassen, die nur vor Ort möglich sind, und gleichzeitig „Führungskräfte darin stark zu machen, hybride Teams zu führen.“
Beide Personalleiter beobachten, dass besonders jüngere Generationen Wert auf flexible Arbeitsmodelle legen. "Für viele unserer Bewerberinnen und Bewerber ist es in Hinblick auf ihre Work-Life-Balance inzwischen ein Must-have, einen Teil der Arbeitszeit mobil arbeiten zu können. Für sie ist die Möglichkeit, remote zu arbeiten, nicht nur ein nettes Extra, sondern ein wichtiger Faktor bei der Wahl ihres Arbeitgebers", sagt Förster. Während Roth meint, dass Hybrid-Konzepte künftig „zumindest kombiniert mit Präsenzphasen die Regel“ sein werden, ist Förster überzeugt, dass hybrides Arbeiten „die Regel bleiben wird“, sofern Firmen ihre Mitarbeitenden und deren Work-Life-Balance im Blick behalten. Beide ziehen jedoch den Schluss, dass die Zukunft in einem ausgewogenen Mix aus persönlichen Begegnungen und Remote-Phasen liegt.